Buch #40: Arthur Conan Doyle – Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Wenn man heutzutage nach einfacher Zerstreuung sucht, drückt man den Knopf eines Gerätes – der Fernseher, der PC, der Laptop, das Tablet oder auch das Handy geben einem unzählige Möglichkeiten. Nun bin ich zwar kein großer Fan all dieser Dinge, aber immer zu haben für eine gute TV-Serie. Diese findet man am Häufigsten in den USA, aber wer meiner Meinung nach immer wieder eine neue Meßlatte hervorbringt, ist die BBC. Und so konnte ich nicht glücklicher sein, als vor einiger Zeit meine Lieblingsserie entstanden ist: Sherlock. Ein brillanter Benedict Cumberbatch verkörpert auf geniale Weise einen Sherlock Holmes in der heutigen Zeit, unterstützt von einem auf seine Weise nicht minder guten Martin Freeman als Dr. Watson.

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Zu der Zeit, als Arthur Conan Doyle seine erste Sherlock-Holmes-Geschichte veröffentlichte, A Study in Scarlet 1887, war an diese Möglichkeiten natürlich nicht zu denken. Aber dennoch kann ich mir vorstellen, dass seine Geschichten einen ähnlichen Effekt auf die Leute hatten. Er erschuf eine Serie, in deren Mittelpunkt ein brillanter Detektiv steht, und mit jeder neuen Geschichte gab es eine Fortsetzung. Also nahm, so wie man heute den Fernseher anstellt, das Buch zur Hand und „guckte“ Folge für Folge.

Nun kennt man Arthur Conan Doyle heute hauptsächlich eben für diese Geschichten; was aber nicht so viele Menschen wissen, ist, dass er hauptberuflich Arzt war. Eben diese Tatsache versetzte ihn in die Lage, eine vollkommen neue Art von Held zu erschaffen. Dieser Held lebt von seiner Beobachtungsgabe. Er bemerkt die kleinsten, vermeintlich unerheblichsten Dinge, und seine brillante Kombinationsgabe lässt ihn seine Fälle fast lösen, indem er in seinem Sessel sitzt und nachdenkt.

Er ist kein strahlender Held, und wahrscheinlich ist es furchtbar anstrengend, mit ihm zurechtzukommen. Seiner Brillanz auf der einen Seite steht sein Unvermögen im einfühlsamen Umgang mit seinen Klienten und nicht zuletzt seinem Freund, Dr. Watson, gegenüber. Auch wenn dies in der Fernsehserie viel deutlicher gemacht ist, kann man es auch in den Geschichten finden. Er ist ein Einzelgänger, und es liegt in der Natur der Sache, dass er sich oft genug keine Freunde macht, wenn er einmal in einem Fall gefangen ist.

Dennoch kann Sherlock Holmes seine wichtigen Fälle nicht alleine bestehen. Er braucht seinen Gegenpart – Dr. Watson -, der ihm zuhört, dem er seine Gedankengänge logisch erklären muss und der ihm Fragen stellt – all dies gehört zum Prozess des Lösungfindens. Dr. Watson erzählt Sherlocks Fälle aus seiner Sicht, er schreibt seine Erlebnisse nieder und lässt die Leser so teilhaben am Geheimnis und der stufenweisen Auflösung. Man ist genauso im Dunkeln wie Watson und bekommt ein Indiz nach dem anderen geliefert. Beste Unterhaltung des Abends am Kaminfeuer, wenn man sich zurücklehnt und als Hobbydetektiv versucht.

Und so bin ich in letzter Zeit zusammen mit Dr. Watson hinter Sherlock Holmes hergelaufen, habe mit ihm diskutiert, habe Fragen gestellt und gerätselt – und mich dabei bestens unterhalten. Die Abenteuer des Sherlock Holmes beinhalten zwölf Geschichten, die alle äußerst merkwürdige Fälle behandeln. Allen, die seine Geschichten noch nicht kennen, möchte ich empfehlen, den Fernseher ausgeschaltet zu lassen und das Buch in die Hand zu nehmen, sich zurückzulehnen und mitzurätseln.

Es ist immer spannend, manchmal lustig, und einmal wird sogar Sherlock Holmes ausgetrickst – von einer Frau! Wer Sherlock kennengelernt hat, weiß, was das für ihn bedeuten muss. Aber er kann auch nachsichtig und feinfühlig sein, was zwar selten vorkommt, und einen dann doch überrascht. So sind diese Geschichten – auch wenn man schon ein paar hinter sich hat, kommt man ihnen nicht so leicht auf die Schliche. Und so hat man mit jeder Neuen seine eigene neue Herausforderung.

Arthur Conan Doyle wäre vielleicht nicht so glücklich über das Bild, das wir heute von ihm haben. Sein Sherlock Holmes wurde so populär, dass er ihn schließlich umbrachte, um die Möglichkeit zu haben, auch andere Dinge zu schreiben und dafür beachtet zu werden. Heute ist er Teil der Popkultur, es gibt immer wieder neue Kinofilme und eben die unvergleichliche Fernsehserie.

Dieses Mal spreche ich eine doppelte Empfehlung aus: lasst Euch von den Fällen mitreißen, nehmt das Buch zur Hand und genießt das Rätseln! Und dann schaut Euch diese Serie an, wenn möglich, im Original. Daran könnt Ihr sehen, wie zeitlos dieser Held ist, und dass er uns wohl noch eine ganze Zeit lang begleiten wird.

P.S.: Auch wenn Dr. Watson Sherlock Holmes für tot erklärt, ist dieser Mensch so gerissen, dass man sich da nicht sicher sein kann… alle, die die Serie gesehen haben, wissen: im September gibt es neue Folgen!

P.P.S.: Die Geschichten funktionieren nicht nur am Kamin, ich denke, sie sind auch am Strand eine hervorragende Ergänzung.

Arthur Conan Doyle: The Adventures of Sherlock Holmes. Published in Penguin Popular Classics 1994

11 Gedanken zu „Buch #40: Arthur Conan Doyle – Die Abenteuer des Sherlock Holmes

  1. Die Geschichten hab ich als Teenager gelesen, kann mich aber kaum erinnern. Aber die BBC-Serie hab ich vor nicht all zu langer Zeit gesehen, zwar auf deutsch, aber ich fand sie dennoch großartig. Eine tolle Idee, diesen Klassiker mit der Moderne so zu verbinden. Sonst bin ich ja kein Seriengucker, aber da habe ich doch regelmäßig eingeschaltet.

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    • Dann kann ich nur empfehlen, sie nochmal zur Hand zu nehmen und zu lesen, es lohnt sich! Bis die neuen Folgen auf Deutsch erscheinen, dürfte aber wohl noch etwas Zeit vergehen, das geht ja oft nicht so schnell…

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  2. Ich bin ja ein pathologischer Holmesfan, das ist ja mittlerweile einigen bekannt. Conan Doyle ist mit diesem Detektiv etwas Herausragendes glungen. Und wo du TV-Serien erwähnst – dann sieh dir bitte auch mal Jeremy Brett als Holmes an. (Für mich viel besser als Cumberbatch *hüstel*) 😉

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  3. Bei Sherlock Holmes fallen mir – leider, leider – immer die auf den entsprechenden Wortschatz gekürzten Schullektüren ein. Das ist bestimmt nicht der richtige und dem Werk gerecht werdende Blick darauf. Ich denke, Du wirst mir dringend empfehlen, einmal einen ganzen, nicht um sprachliche und inhaltliche Finessen gekürzten Roman zu lesen.
    Aber die neuen Sherlock-Filme finde ich auch super gut. Toll in unsere Zeit adaptiert.
    Viele Grüße, Claudia

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    • Das Schöne ist, dass Du keinen ganzen Roman zu lesen brauchst, es handelt sich um Geschichten von ca. 25-30 Seiten Länge. So kannst Du Dir also recht leicht ein Bild machen. Und die Penguin-Ausgabe ist ja ziemlich günstig, also kann ich es Dir nur empfehlen 🙂

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  4. In der Schule haben wir The Adventure of the Speckled Band gelesen und peinlicherweise ist das mit dato meine einzige literarische Erfahrung mit Sherlock Holmes… Obwohl ich Krimis eigentlich mag (wenngleich es nicht mein bevorzugtes Genre ist). Cumberbatch sei Dank habe ich die Holmes-Bücher auf meine Bücherwunschliste gepackt, jetzt muss ich nur noch meinen Stapel ungelesener Bücher „weglesen“.

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    • The Speckled Band ist meiner Meinung nach nicht die beste Geschichte, von daher lohnt es sich, auch die anderen zu entdecken 🙂 Ich wünsche Dir viel Spaß, und ich nehme an, auch Du wirst im Geiste immer Cumberbatch vor Dir haben… aber das klappt hervorragend, Sherlock ist eben zeitlos 🙂

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      • Ich fände das gar nicht mal so schlimm immer Cumberbatch vor meinem geistigen Auge zu haben, wenn ich eine Holmes-Geschichte lese… im Gegenteil, gnihihi. ^^

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  5. Pingback: Omne ignotum pro magnifico! | Literaturen

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