Ken Follett – Sturz der Titanen

Erster Teil der Jahrhundertsaga

Ken Follett wurde am 5. Juni 1949 in Cardiff, Wales, geboren. Hauptsächlich verfasst er Thriller, die oft auf Tatsachen basieren, aber auch einige historische Romane entstammen seiner Feder. Sein Durchbruch gelang ihm mit dem Thriller Die Nadel. Er hat bis heute weltweit über 200 Millionen Bücher verkauft.

Auch ich wurde Fan von Ken Follett nach der Lektüre von Die Nadel. Dies ist schon viele Jahre her, aber ich erinnere mich, selten etwas so Spannendes gelesen zu haben. Richtig eingefangen hat er mich aber mit Die Säulen der Erde, einem Historienroman, der im Mittelalter angesiedelt ist. Ich habe auch eine Zeitlang einige seiner Thriller gelesen. Nun ist es aber oft so, dass Autoren, die soviel produzieren wie Ken Follett, immer wieder das gleiche Rezept benutzen, und ab einem bestimmten Punkt kann man dieses Rezept selber anwenden und weiß, was kommt. Daher habe ich nun für viele Jahre keines seiner Bücher mehr in der Hand gehabt.

ken-follet_xlDies hat sich mit dem ersten Teil seiner Jahrhundertsaga, dem Sturz der Titanen, wieder geändert. Wir befinden uns im Jahre 2014, und in ein paar Monaten wird sich der Beginn des 1. Weltkriegs zum 100. Male jähren. Mit eben diesem Thema setzt sich der erste Teil der Trilogie auseinander. Ken Follett schafft ein Panorama der Jahre vor, während und kurz nach dem 1. Weltkrieg. Dies geschieht anhand der Schicksale von verschiedenen Menschen aus verschiedenen Ländern.

Die Geschichte beginnt in einem Bergarbeiterdorf in England, zu einer Zeit, als unter Tage noch katastrophale Bedingungen herrschen. Der Besitzer der Mine, Earl Fitzherbert, kümmert sich nur um den Ertrag, nicht jedoch um die Sicherheit seiner Arbeiter. Der junge Billy Williams fährt zum ersten Mal in die Grube.

Seine Schwester, Ethel Williams, ist Hausmädchen von Earl Fitzherbert. Sie wird schwanger von ihm und muss das Anwesen verlassen. Sie bekommt jedoch ein Haus in London, in dem sie ihren Sohn, Lloyd, zur Welt bringt.

Der deutsche Adelssohn Walter von Ulrich arbeitet in der deutschen Botschaft in London. Er ist befreundet mit dem Earl, und in dessen Schwester Maud Fitzherbert verliebt. Maud ist eine sehr moderne Frau, trotz ihrer adligen Herkunft interessiert sie sich für Politik und setzt sich für die Rechte von Frauen ein.

Die Ehefrau von Earl Fitzherbert, Bea, ist eine russische Adlige. Um ihre durch schlechte Führung in Gefahr geratenen Besitztümer zu erhalten, hat sie den englischen Earl geheiratet. Ihr Bruder verwaltet den Besitz, während sie nun in England lebt.

Vor Jahren hat einer der Bauern sein Vieh auf diesem Besitz weiden lassen. Hierfür wurde er aufgehängt. Er war der Vater von Grigori und Lew, die auch ihre Mutter an den russischen Adel verlieren sollten. Nun arbeiten die beiden in einer Fabrik, Grigori mit dem Ziel, in Amerika ein besseres Leben zu suchen, Lew ein Glücksritter, der jede Gelegenheit ergreift, ein Geschäft zu machen. Eines Tages geht eines dieser Geschäfte schief, und Lew flieht mit Grigoris Ticket in die Vereinigten Staaten.

Und zu guter Letzt gibt es noch Gus Dewar, den Sohn eines amerikanischen Senators, der im Stab von Präsident Woodrow Wilson arbeitet und zu einem seiner engsten Vertrauten wird.

Doch der eigentliche Protagonist ist der 1. Weltkrieg. Ken Follett schafft es, mit seinen aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Klassen stammenden Personen, ein umfangreiches Bild der Ereignisse nachzuzeichnen, angefangen mit dem Adel der verschiedenen Länder, der vor Langeweile und Kriegslust bebt, über die Arbeiter, die diese Dummheit ausbaden müssen, bis hin zu den Frauen, die sich gegen die Unterdrückung stemmen.

Wir erleben die Schlacht an der Somme, die russische Revolution und die ersten Frauen, die wählen dürfen, die Arroganz des Adels und die Hilflosigkeit so vieler Menschen. Dieser Roman, der über 1000 Seiten lang ist, wird nie langweilig, auch wenn ich ihn manchmal aus der Hand legen musste, z.B. wenn die Dummheit mancher Entscheidungsträger, die nur aufgrund ihrer Herkunft und nicht ihrer Erfahrung über Menschenleben entscheiden, mich zu sehr aufgeregt hat.

Nichts desto trotz hat dieser Roman einige Wissenslücken geschlossen, da ich in der Schule weitaus mehr über den 2.Weltkrieg gelernt habe als über den 1. Und er hat mich animiert, mich auch weiterhin mehr mit diesem Thema zu beschäftigen, was in unserem historischen Jubiläumsjahr nicht zu schwierig sein dürfte. Auch ist dieser Roman ein hervorragendes Lehrstück über den Wandel, den die Welt in den letzten hundert Jahren durchlaufen hat. Natürlich liegt auch der zweite Band der Trilogie, Winter der Welt, schon auf meinem Nachttisch, den ich allerdings noch öfter aus der Hand legen muss.

Wer also eine gut erzählte und spannende Geschichtsstunde erleben möchte, dem kann ich diesen Roman mit gutem Gewissen ans Herz legen.

5 Gedanken zu „Ken Follett – Sturz der Titanen

  1. Wonderful review, June! I haven’t read this book yet but I have it in my bookshelf. I went to the book launch when it came out a few years back and got this book and also heard Ken Follett speak. He was a very nice speaker and very likeable too. So glad to know that you liked this book and found it historically quite good. Your review is tempting me to read the book soon. Hope you enjoy the second part of the series too. Happy reading!

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    • Thank you, Vishy! I imagine that it was very interesting to hear Ken Follett speak, wish I had had the opportunity myself. I really enjoyed the book, and I hope, you will do, too!

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  2. Tolle Rezi!
    Ich finde auch, dass man in der Schule vergleichsweise den 2. Weltkrieg bereist wiederkäut, während man kaum etwas über den ersten weiß – außer man hat Geschichte als Leistungskurs und selbst da kommt er meiner Meinung nach zu kurz. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, der eine ist inhaltlich interessanter, als der andere, doch ich persönlich interessiere mich sehr für den 1. WK.
    Wenn dich das Thema interessiert, kann ich dir Ford Madox Fords „Parade´s End“ sehr ans Herz legen – es ist ein historisches und gesellschaftliches Meisterwerk!

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    • Ich schätze, der eine ist nur interessanter, weil man weniger darüber weiß, aber das ändert sich dieser Tage ja. „Parade`s End“ steht auf jeden Fall auf der Liste, mal sehen, was die Bib sagt, und ob ich es nicht demnächst mal hole, es würde ja in dieses Jahr passen 🙂

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  3. Pingback: Ken Follett – Kinder der Freiheit | 1001 Bücher - das Experiment

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