Buch #60 oder warum ich American Psycho nicht beenden werde

Patrick Bateman hat es geschafft: Er hat den perfekten Job als Investment-Banker, mit dem er lächerlich viel Geld verdient, das er für eine Wohnung in bester Lage, Designer-Klamotten und ausschweifende Parties mit dem gelegentlichen Näschen Koks ausgibt. Er gehört zu „High Society“, bewegt sich in den „richtigen“ Kreisen, führt die „richtigen“ Unterhaltungen, kennt die „richtigen“ Leute.

amerErzählt wird die Story aus Batemans Sicht, und er benutzt hierfür eine schon fast klinisch nüchterne Sprache, er beschreibt seinen Tagesablauf, als sei es eine Liste, die es abzuhaken gelte, inklusive der Exzesse. Und so verwundert es nicht sehr, dass in eben dieser Sprache auch seine Gewaltexzesse beschrieben werden. Als sei es das Normalste auf der Welt, wiederum nur etwas, das abgehakt werden muss. Er richtet sich dabei natürlich gegen Schwächere, muss seine Dominanz auskosten, muss sich selbst beweisen, dass er ein „Master of the Universe“ ist.

Eigentlich reizt mich diese Art von Geschichte, die Beschreibung des vollkommen sinnentleerten Lebens eines Yuppies, der, als er erreicht hat, was zu erreichen ist, aus dem Milieu der Oberflächlichkeit und Sinnlosigkeit nicht mehr zu entfliehen vermag. Dem es als einziger Ausweg erscheint, Gewalt anzuwenden, um – eventuell – etwas zu fühlen.

Aber ich muss leider gestehen – wie es scheint, bin ich zu zartbesaitet für diesen Roman. Ich bin bis dahin gekommen, als er den Bettler und seinen Hund angreift, und dieses mentale Bild steht mir immer noch vor Augen, auch wenn es schon Monate her ist, dass ich es las. Ich habe dann beschlossen, dass ich nicht weiterlesen werde, meine Phantasie scheint zu ausgeprägt zu sein für diese Bilder.

Dennoch denke ich, dass es sich für jemanden, der mit der Gewalt umgehen kann, durchaus lohnt, diesen Roman zu lesen. Er scheint mir eine Parabel auf die Macht und die Sinnlosigkeit des Geldes zu sein, und davon kann es eigentlich nicht genug geben. Aber leider muss ich an dieser Stelle zum ersten Mal aufgeben. Vielleicht hat ja jemand anderes mehr Glück – oder einen besseren Magen.

Bild: wikipedia

Bret Easton Ellis wurde am 7. März 1964 in Los Angeles geboren. Er hat eine Musikausbildung genossen, was sich immer wieder in seinen Romanen niederschlägt. „American Psycho“ hat ihn berühmt gemacht, nicht zuletzt wegen der Beschreibung der Gewalt- und Drogenexzesse. Ellis selbst hat eine Drogenvergangenheit. Er hat mehrere Romane geschrieben, von denen die meisten verfilmt wurden. Heute lebt er in Los Angeles.

Bret Easton Ellis: American Psycho.Vintage Books, New York 1991. 416 Seiten.

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