Kathryn Stockett – Gute Geister (The Help)

Der Roman

Kathryn Stocketts Roman Gute Geister (The Help) ist im amerikanischen Süden, in Jackson, Mississippi, angesiedelt. Er erzählt von einer für damalige Verhältnisse ungehörigen Begebenheit, aus der Sicht von drei Frauen. Auch wenn die Sklaverei lange abgeschafft ist, herrschen im Grunde die gleichen Verhältnisse, außer dass die Hilfen für nicht ganz den Mindestlohn arbeiten. Zwei dieser Hilfen, Aibileen und Minny, erzählen der weißen Skeeter ihre Geschichten. Ihre drei Perspektiven wechseln sich ab.

Aibileens Perspektive eröffnet den Roman, sie beschreibt einen ihrer Arbeitstage und sinniert über die weißen Kinder, die sie großgezogen hat und großzieht, nach. Ihr eigener Sohn ist bei einem Unfall gestorben. Nicht, dass sie sich ihre Trauer anmerken lassen dürfte. Ihre beste Freundin ist Minny, eine ausgezeichnete Köchin, die für die Mutter von Miss Hilly arbeitet, bis Hilly diese ins Altenheim verfrachtet und Minny für sich selbst will. Als Minny ablehnt, verbreitet Hilly Gerüchte über sie, so dass sie keine neue Anstellung mehr findet. Miss Hilly sitzt nun mit Elizabeth Leefolt, Aibileens Arbeitgeberin, und Skeeter in Miss Leefolts Haus und spielt Bridge. Hilly eröffnet ihnen ihre neueste Idee: jede Hilfe muss eine eigene Toilette haben.

Minny, nun arbeitslos nach der Episode mit Hilly, hat wenig Erfolgsaussichten, einen neuen Job zu finden. Durch einen Zufall (ein bisschen nachgeholfen) landet sie bei Celia Foote, die den Mann heiratete, der einst Hillys Freund war. Sie wird von allen geächtet. Aber das ist nicht das einzige, was sie belastet. Zunächst mal kann sie nicht kochen, und Minny wird ihre Lehrerin. Und kommt langsam aber sicher hinter das Geheimnis, das Celia umgibt.

Skeeter hat ihre College-Zeit beendet und wurde nicht „weggeheiratet“. Nun ist sie wieder in ihrem Jugendzimmer und sucht nach ihrem Platz im Leben, stets begleitet vom Konzert ihrer Mutter über all ihre Unzulänglichkeiten. Ihre besten Freundinnen sind Hilly und Elizabeth, die sie gerne verkuppeln möchten, was aber nicht so ganz funktioniert. Skeeter sucht sich einen Job bei einer Zeitung, doch das Beste, was sie als Frau, noch dazu frisch vom College, bekommen kann, ist eine Haushaltskolumne. Kein Problem, sie hat ja nicht ihr Leben lang alles von den Hilfen abgenommen bekommen. Nun bittet sie also Aibileen um Hilfe. Für ihre Kolumne.

Und so kommt die Konstellation zustande, die dann im weiteren Verlauf dazu führt, dass Skeeter, um ihre Karriere voran zu bringen, Aibileen und Minny und noch einige andere Frauen fragt, ihr von ihrem Leben als „The Help“ zu erzählen. Es sind die sechziger Jahre, Martin Luther King wird schon bald von einem Traum sprechen, aber dieser ist bis jetzt nicht erfüllt. Die Realität der Schwarzen in Jackson besteht aus versehrten Körpern und Seelen, weil sie irgendeine Weißenregel missachtet haben.

Je mehr dieser Versehrungen stattfinden, umso mehr Geschichten kommen zutage. Diese sind nicht immer schlecht, aber die meisten sprechen eine eindeutige Sprache. Und sind damit brandgefährlich für alle Beteiligten. Als das Buch schließlich erscheinen soll, muss eine Sicherheit her. Doch kann es die geben?

Der Roman The Help hat mir gut gefallen. Ich habe in letzter Zeit angefangen, mich mit der Black Lives Matter – Bewegung und auch mit Feminismus zu beschäftigen, wobei ich noch unendlich viel lernen muss, und in dieser Hinsicht hat er schon einiges zu bieten. Es handelt sich um eine Geschichte, die ausschließlich aus weiblichen Perspektiven behandelt wird, und zwei dieser Perspektiven sind die von Schwarzen Frauen.

Ich schaue den Film

Ich habe die Buchausgabe mit den Schauspielerinnen der Verfilmung auf dem Cover, ich weiß, dass Octavia Spencer den Oscar für die beste Nebendarstellerin bekommen hat. Nach Beenden des Buches sehe ich mir den sehr erfolgreichen Film an, ich bin neugierig auf die Umsetzung der Perspektiven und ob es geschafft wird, die Stimmen so stark zu machen wie im Buch.

Natürlich nicht. Klar ist von vornherein, wie natürlich bei jeder Verfilmung: der Roman hat 600 Seiten, gekürzt wurde ausgiebig. Aber Kürzen muss nicht unbedingt vereinfachen heißen, was jedoch hier fast überall getan wurde. Lächerlich ist Skeeters Lernkurve, die erstaunten Augen, wenn sie anfängt zu begreifen, was um sie herum geschieht, oder wie die Realität für die anderen Frauen aussieht. Vereinfachung ist hier überhaupt das Wort: Allison Janney, die Skeeters Mutter verkörpert, ist in dieser Rolle, die auch vereinfacht und am Ende unglaublich beschönigt wird, eine absolute Fehlbesetzung. Skeeters Herrenprobleme sind im Film vollkommen überflüssig, und Celias Geheimnis wird auch nur in eine Disney-Version verpackt. Was zur Folge hat, dass diese absolut unangemessene Endszene mit ihr und Minny zustande kommen konnte.

Die starke Vereinfachung geht natürlich auch an Aibileens Figur nicht vollkommen vorbei, aber sie kommt tatsächlich glaubhaft und nachvollziehbar an. Insgesamt gibt es viele schöne Bilder und eine „schöne“ Atmosphäre, aber diese täuschen nicht darüber hinweg, dass Probleme nur angedeutet werden und die Gefahren und Ängste quasi nicht stattfinden.

Ich lese den Essay von Roxane Gay

Parallel zu Gute Geister lese ich den Essayband Bad Feminist von Roxane Gay. Dieser enthält auch einen Essay zu – hauptsächlich – der Verfilmung. Ich hebe mir diesen auf, bis ich das Buch beendet und den Film gesehen habe, damit ich mir selbst ein Bild machen und dann eine andere Meinung einholen kann. Und diese ist anders. Sie sieht zum ersten das Problem, dass eine weiße Frau über Schwarze Frauen schreibt, die aber keine Ahnung hat von dem, wie es wirklich war und so immer nur in der Lage sein wird, eine beschönigte Version wiedergeben zu können.

Gay spricht von der Figur des Schwarzen in Filmen, der auftritt, um dem Protagonisten die weisen Eigenschaften zu verleihen, die er oder sie braucht, um weiterzukommen (Gay, S. 272). Siehe „Ghost – Nachricht von Sam“, „Robin Hood, König der Diebe“ oder „The Green Mile“. Hier tut Aibileen dies für Mae Mobley, Elizabeths ungeliebte Tochter. Skeeters problematischer Umgang mit dem „Erlernten“, das eigentlich so offensichtlich für sie sein sollte, ist ein weiteres Problem. Auch, dass sie sich nicht darüber im Klaren ist, wie sehr sie die Frauen gefährdet, und am Ende auf ihre Stelle verzichten will, um sie zu „beschützen“, ist schwierig.

Die Probleme mit dem Dialekt, der den Schwarzen Frauen gegeben wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich den Roman in der deutschen Fassung gelesen habe und auch bei der englischsprachigen Filmversion keine Ahnung habe, ob das authentisch ist oder nicht. Da muss ich ihr glauben. Viele ihrer Punkte konnte ich nachvollziehen, bei einigen hatte ich einige Schwierigkeiten damit.

Der Essay von Roxane Gay war eine hilfreiche Erfahrung für mich, zu überprüfen, wie ich Dinge wahrnehme und was ich als selbstverständlich annehme oder ohne weiteres Nachdenken hinnehme. Ich sehe, ich habe noch einiges zu tun, um Dinge anders einschätzen zu können, aber der Lernprozess läuft.

Kathryn Stockett: Gute Geister. The Help. Deutsch von Cornelia Holfelder-von der Tann. btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 2012. OA: The Help. Amy Einhorn Books/Putnam, New York, 2009. 605 Seiten.

Roxane Gay: Bad Feminist. Aus dem amerikanischen Englisch von Anne Spielmann. btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München 2019. OA: Bad Feminist. Harper Perennial, New York, 2014. 414 Seiten.

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