Buch #13: Isabel Allende – Das Geisterhaus

Chile. Ich wusste bisher eigentlich nichts über dieses Land. Aber Isabel Allende hat mit ihrem Roman einen großen Teil der Geschichte des letzten Jahrhunderts in diesem Land erzählt. Ich dachte mir schon, dass es nicht nur bei uns schlimm war.

Das Geisterhaus beinhaltet eigentlich zwei Geschichten. Die eine ist eine Familiensaga, die mehrere Generationen umgreift. Und die andere ist die eines geschlagenen Landes, das aus seiner Blüte hinausgemetzelt wurde.

Isabel Allende

Es beginnt damit, dass Esteban Trueba, ein junger mittelloser Mann, sich in das schönste Mädchen verliebt, das er je gesehen hat: Rosa. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie, und er fühlt sich nicht angemessen für sie, solange er nicht gut für sie sorgen kann. So fängt er in den Minen an zu arbeiten und erwirtschaftet sich mit der Zeit etwas Geld. Rosas Vater ist Politiker, und eines Tages wird sie krank und trinkt einen Schnaps, der ihm zugedacht war. Sie stirbt.

Esteban ist verzweifelt, sein Ziel hat er verloren, und in seiner Familie, die in einem Kreis von Schuld und Sühne steckt, möchte er nicht verweilen. Also geht er auf das alte Gut der Familie, die Drei Marien. Hier baut er alles wieder auf, und mit der Zeit erschafft er ein blühendes Gut. Ihm gehört das Land, und mit ihm die Leute, er versorgt sie, aber er bestimmt auch über sie.  Das setzt in der Zeit des aufkeimenden Sozialismus einiges an Kräften frei.

Eines Tages hält Esteban Trueba um die Hand von Clara an, der Schwester Rosas. Diese ist ein spirituelles Geschöpf, sie kann Geister sehen und mit ihnen reden, sie kann Dinge vorhersehen und dergleichen mehr. Esteban wird nie jemanden mehr lieben als Clara, die aber immer ein wenig außerhalb von allem steht.

Sie haben drei Kinder, Blanca und die Zwillinge Jaime und Nicolas. Alle drei erben einige der merkwürdigen Eigenschaften aus der Familie ihrer Mutter, aber auch die Dickköpfigkeit und Stoigkeit des Vaters. Blanca wächst auf den Drei Marien mit Pedro Tercero Garcia auf, dem Sohn des Verwalters, und sie werden sich ein Leben lang lieben.

Dieser ist aber in Estebans Augen kein angemessener Umgang für Blanca, und als er davon erfährt, verjagt er ihn. Pedro Tercero wird zum Revolutionär, und Blanca bekommt sein Kind, Alba. Diese wiederum ist ihrem Großvater in ihrem Temperament sehr ähnlich, und als die Unruhen ausbrechen, verhält sie sich genauso, wie er es getan hätte, wenn er auch auf der anderen Seite steht.

Dies ist in groben Zügen die Familiengeschichte, und es ist wirklich grob und gibt in keiner Weise die „Geisterhaftigkeit“ der Geschichte wider. Auch hier kann ich nur wieder sagen, dass ich glaube, dass es solche Menschen gibt, und in diesem Fall gebrauchen alle ihre Fähigkeiten, um anderen zu helfen. Und Clara, in ihrer Abwesenheit und Zerstreutheit, die als einzige in der Lage ist, mit Esteban umzugehen… sie kann man nur lieben. Ebenso wie Alba, die die Ereignisse im Land nicht ganz nachvollziehen kann, aber instinktiv das Richtige tut, auch wenn sie teuer dafür bezahlen muss…

Die Geschichte des Landes kommt im Grunde erst auf den letzten hundert Seiten zur Sprache, aber dann mit aller Gewalt. Wenn die Sozialisten demokratisch gewählt werden und als Kommunisten abgeschlachtet werden, wenn tausende Menschen gefangen genommen, gefoltert, in Konzentrationslager gesteckt oder sofort erschossen werden – das ist harter Tobak.

Und genau dieser war es aber, der das Buch für mich lesens- und empfehlenswert gemacht hat. Die Familiengeschichte, nun gut, es sind interessante Charaktere und durch Clara wird sie manchmal magisch, während Esteban den Gegenpart dazu abgibt. Aber wie die Familienmitglieder auf verschiedenen Seiten, aktiv oder passiv, in den Strudel der Geschichte geraten und mitgerissen werden – das ist wirklich lesenswert. Also, durchhalten und auf jeden Fall bis zum Ende lesen, es lohnt sich!