„Wenn Du einem König deine Freundschaft schenkst, läufst du immer Gefahr, an seinen Taten zu verzweifeln.“ (Klappentext)
Rebecca Gablé nimmt uns in ihrem neuesten Roman wieder einmal mit nach Waringham. Diesmal ist es Yvain, dessen Lebenslauf wir verfolgen, und die Zeit ist die von Richard Löwenherz und King John. Die Geschichte ist also ungefähr 100 Jahre vor den anderen Waringham-Romanen angesiedelt.
Yvains Vater hat für ihn einen bestimmten Lebensweg vorgesehen: Im Gegensatz zu seinem Bruder Guillaume, der einer der engsten Ritter von König Richard Löwenherz ist, soll er zu den Templern gehen. Auf seinem Weg dorthin begegnet er allerdings dessen Bruder, King John, und Yvains Templerkarriere endet in einem Wirtshaus. Seine Karriere als King Johns Knappe und späterer Ritter beginnt jedoch.
Man kennt viele Geschichten über die Brüder Richard und John, nicht zuletzt wegen der vielen Varianten von Robin Hood & Co., oftmals wird aber nicht klar, dass z.B. Robin Hood die Reichen ausraubt, weil England für Richard Löwenherz‘ Lösegeld bezahlen muss. John paktiert hier mit Philippe von Frankreich, um Richard zu stürzen und die Krone Englands zu übernehmen, da England ihm am Herzen liegt.
Nichtsdestotrotz ist bekannt, dass John ein unberechenbarer Typ war, jähzornig, brutal und uneinsichtig, und Yvain soll sein Leben lang damit ringen, seinem König ein guter Gefolgsmann zu sein. Teil einer jungen Truppe von Knappen, umgeben von Edelleuten, erkämpft sich Yvain einen Platz in Johns engstem Kreis, wird gar manchmal zu seinem Ratgeber.
Dies bezahlt er jedoch oft mit einem hohen Preis, von der Entscheidung zu heiraten, die ihm diktiert wird, bis zu seiner persönlichen Freiheit. Mit der Schuld, im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Mit der Verantwortung für seine Familie und Lehnsleute. Vielleicht sogar mit seinem persönlichen Glück.
Und so leitet uns Rebecca Gablé einmal mehr durch die bewegte Geschichte Englands, die mit einem Kreuzzug beginnt und mit der ersten Magna Charta endet. Mit Yvain of Waringham und seiner Familie ist es ihr wieder einmal gelungen, Protagonisten zu erschaffen, die vielschichtig sind und reflektiert, die leiden und mit ihrem Schicksal hadern und dennoch Kinder ihrer Zeit sind, die dieses Schicksal als gottgegeben betrachten und deswegen nicht anders können, als sich zu fügen. Oder vielleicht doch?
Dass Rebecca Gablé es versteht, eine andere Welt auferstehen zu lassen und dies jedesmal genüsslich und detailreich umsetzt, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Ich freue mich genau deshalb über jeden neuen Roman, wird man doch von ihren Geschichten für eine Weile aus der Welt herausgezogen und in eine Art Parallelwelt geschickt, die lange vergangen und doch sehr gegenwärtig ist.
Dennoch war mir „Teufelskrone“ manches Mal ein wenig too much. Ich weiß, es war eine brutale Zeit, aber die Detailtreue bei all den grausigen Dingen, die sich die Menschen damals angetan haben, hätte ich nicht immer gebraucht. Ja, ich weiß, das gehört dazu. Auf jeden Fall habe ich diesen Schmöker wieder genossen, es war schön, wieder einmal in Waringham zu sein (und wenn man die weiteren Romane betrachtet, die alle ungefähr 50 Jahre auseinander liegen, wird einem auffallen, dass Frau Gablé sich noch einen Slot offen gelassen hat).
Ich danke Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar. Die Tatsache, dass es sich um ein Rezensionsexemplar handelt, hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.
Rebecca Gablé: Teufelskrone. Bastei Lübbe AG, Köln 2019. 926 Seiten.
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