Zum ersten Mal las ich den Herrn der Ringe in den Monaten, bevor der erste Teil ins Kino kam. Ich war begeistert! Dann ging ich hoffnungsfroh mit einer Freundin ins Kino- und kam mit Tränen in den Augen wieder hinaus. Nichts war so, wie ich es mir vorgestellt hatte! Einzig Aragorn und Gandalf kamen meinem Bild nahe. Der Rest des Films war so, wie die Welt für Frodo sein muss, wenn er den Ring überstreift: Schemenhaft, dunkel und verstörend. Wieder einmal hatte sich bestätigt, dass die Verfilmung dem Buch bei Weitem nicht das Wasser reichen kann.
Kommen wir also zum Buch bzw. den Büchern. Meine Ausgabe teilt sich in drei Bände auf, die aus sechs Büchern bestehen, die sich wiederum in mehrere Kapitel unterteilen.
Band 1: Die Gefährten
Gandalf, der Zauberer, überzeugt den inzwischen alten Bilbo Beutlin (der Kleine Hobbit), den Ring in Frodos Obhut zu übergeben. Bilbo geht fort, um seinen Lebensabend bei den Elben zu verbringen. Doch bald kommt Gandalf mit schlechten Neuigkeiten zu Frodo: Im Osten zieht eine dunkle Macht herauf, die sich allmählich auch in Mittelerde bemerkbar macht. Dunkle Gestalten sind auf der Suche nach etwas, sie suchen den Ring. Denn dieser ist ein sehr mächtiger Ring,
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben, und ewig zu binden,
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Und in Mordor sitzt Sauron, der Dunkle Herrscher, der wiedererstarkt ist und sich die Welt untertan machen will. Und hierzu braucht er den Ring.
Frodo bricht auf, um den Ring „loszuwerden“, damit dies nicht geschehen kann. Mit ihm gehen sein „Diener“ Sam (er wird immer als Diener bezeichnet, und nennt Frodo „seinen Herrn“, doch in Wahrheit ist er der beste Freund, den Frodo haben kann) und seine Freunde Merry und Pippin. Eine Reise voller Abenteuer beginnt, auf der sie von dunklen Reitern gejagt werden, aber auch neue Freunde und Helfer in der Not finden.
Die erste Etappe endet in Bruchtal, bei Elrond, dem Elben. Hier treffen die vier Freunde auf die Menschen Aragorn und Boromir, den Elben Legolas und den Zwerg Gimli, und auch Gandalf findet sich ein. Frodo wird zum Ringträger erklärt; er soll den Ring vernichten, dort, wo er geschmiedet wurde: Am Schicksalsberg, im Lande Mordor. Nun beginnt für die neun Gefährten eine schwierige Reise; Frodo soll den Weg nicht alleine gehen, und die Gefährten wachsen eng zusammen. Doch nicht alle werden überleben…
Band 2: Die zwei Türme
Die Gefährten werden getrennt. Frodo und Sam gehen alleine weiter. Der Weg wird immer schwieriger, und ihnen schließt sich nun Gollum an, dem Bilbo einst den Ring abnahm. Gollum führt sie weiter, durch Sümpfe, über Berge, immer bedroht von bösen Wesen und unter den Augen Saurons. Gollum wiederum ist immer hin- und hergerissen zwischen seinen beiden Wesen, zwischen Gollum, dem Wesen, zu dem ihn der Ring gemacht hat und Smeagol, dem Rest seines ursprünglichen Wesens, zwischen der Hilfe für den Ring, seinen „Schatz“, und dem Verrat an Frodo, um den Ring wieder in seinen Besitz zu bekommen.
Die anderen Gefährten ziehen in den Krieg. Sie schlagen Schlachten, gewinnen neue Verbündete und bereiten sich doch nur auf die große Schlacht in Minas Tirith vor, vor den Toren von Saurons Reich. Würde Sauron die Festung erobern, würde er enorm an Einfluss gewinnen. Außerdem glaubt er, der Ring befinde sich dort, an der Hand eines der Gefährten…
Band 3: Die Wiederkehr des Königs
Während Frodo und Sam mit Gollum immer weiter in Saurons Reich vordringen, findet die große Schlacht in Minas Tirith statt. Auch sie geht nicht ohne Verluste vonstatten.
Für Frodo wird der Weg immer schwerer, der Ring gewinnt an Einfluss über ihn und fordert seinen Tribut. Ohne Sam wäre er längst verloren. Doch da ist auch immer noch Gollum, ganz abgesehen von Saurons riesiger Armee, und dem Ring, der zu seinem mächtigen Herrn will…
Dies ist nur ganz, ganz grob die Handlung. Die Geschichte fängt langsam an, und gewinnt dann so an Fahrt, dass man die Bücher nicht mehr aus der Hand legen kann. Tolkiens Phantasie fesselt, verzaubert, verängstigt, man lacht beglückt im einen Moment und im nächsten wagt man es nicht zu atmen.
Man kann sicherlich über die literarischen Qualitäten streiten, es gibt „größere“ Schriftsteller. Dennoch gehört der Herr der Ringe meines Erachtens nach unbedingt auf die Liste der Bücher, die man gelesen haben sollte. Ich kann und will nicht mehr sagen als: Lesen! Wer nur die Filme kennt, wandelt im Dunklen. Mir ist auch bewusst, dass Fantasy nicht Jedermanns Sache ist. Aber ich weiß auch, dass es ein Verlust ist, die Geschichte nicht zu kennen. Und wer die Filme nicht kennt, wird die größte Freude daran haben, dieses Reich der Phantasie unbenommen vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen. So wie ich, bevor ich den ersten Teil der Verfilmung sah.
J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Krege.
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