Vieles schon habe ich von ihm gelesen, angefangen mit seinem Historienroman „Tod und Teufel“ über den „Schwarm“ zu „Limit“. Nun also „Die Tyrannei des Schmetterlings“, Schätzings neuer, wieder sehr umfangreicher Roman, für den er sich in das Gebiet der künstlichen Intelligenz begibt.
Protagonist des neuen Romans ist Luther Opoku, Sheriff eines kleinen Countys in den USA, zweihundert Meilen vom Silicon Valley entfernt. Er wird zu einem Mord hinzugerufen, eine Mitarbeiterin der Nordvisc Inc., eines großen Internetunternehmens, wird tot aufgefunden. Er beginnt zu ermitteln. Diese Ermittlungen führen ihn zu einer geheimen Forschungsstation des Unternehmens, das jahrelang genau unter seiner Nase verborgen in den Wäldern seines Countys lag. Hier beginnt die nun die Wirklichkeit aufzubrechen…
Er wird freundlich aufgenommen bei Nordvisk, man beantwortet seine Fragen, ist besorgt um die Mitarbeiterin. Aber etwas scheint nicht so wie es sein sollte, und Luther kehrt zurück, nachdem er brisantes Material findet. Nun ist man nicht mehr so freundlich und hilfsbereit, er wird zum Gejagten. Als er über eine geheimnisvolle Brücke läuft, findet er sich in seinem Ort wieder. Same same but different. Etwas ist anders.
Er muss feststellen, dass er in einem Paralleluniversum gelandet ist, aber auch hier ein Gejagter ist. Er wehrt sich, findet Verbündete und Teilchen um Teilchen deckt er eine undenkbare Realität auf, die ihn in Dimensionen führt, die er sich vorher nicht einmal hat vorstellen können…
Frank Schätzing hat in seinem neuen Roman das Thema der Künstlichen Intelligenz aufgegriffen, und tut das gewohnt umfangreich, wobei er Virtual Reality, Paralleluniversen, Datamining, und was nicht noch alles in seine Story mit einbezieht. Das ist eine ganze Menge, da vieles Zukunftsmusik ist und manches Theorie, und mit dem Darstellen und Erklären könnte der Eine oder die Andere, wie ich auch, manchmal einige Probleme bekommen.
Dazu bedient sich Schätzing wieder einer sehr ausufernden Sprache, er nimmt sich viel Zeit, seinen Plot zu entwickeln, schafft es jedoch auch, ihn manchmal filmisch wirken zu lassen – also, sich die Szene entwickeln zu lassen und dann, wie in einem Actionfilm, die Handlung in den Zeitraffer zu werfen. Diese Teile lesen sich auch ratzfatz weg. Die anderen muss man mögen, das langsame Ausbreiten des Panoramas, die umfangreichen Erklärungen der handelnden Personen, die daraufhin manchmal nicht soo überraschenden Entwicklungen.
Ich bin ein wenig zwiegespalten. Ich mochte vor allem den „Schwarm“ sehr gerne, hat er mir doch damals eine Gedankenwelt eröffnet, die mir nicht präsent war, mich aber seitdem begleitet. Auch seine Landung auf dem Mond in „Limit“ habe ich gerne gelesen, obwohl ich mich auch hier an so einiges Langwierige erinnere. Hier nun war ich des Öfteren kurz davor, das Buch beiseite zu legen, da die Story nicht vorankam. Die ausschweifenden Beschreibungen sind meines auch nicht, ich hätte gerne etwas mehr Tempo gehabt.
Die Story jedoch hat mich interessiert, genug, um am Ball zu bleiben. Ich wollte wissen, worauf er hinauswill, ich wollte herausfinden, was es mit allem auf sich hatte, ich wollte sehen, wie es den (verschiedenen) handelnden Personen ergeht. So muss ich am Ende sagen, dass ich dieses Buch einigermaßen zwiegespalten beiseite lege.
Frank Schätzing: Die Tyrannei des Schmetterlings. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. 2018. 734 Seiten.
Ich danke Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde in keiner Weise beeinflusst.
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