Frank Schätzing – Die Tyrannei des Schmetterlings

Vieles schon habe ich von ihm gelesen, angefangen mit seinem Historienroman „Tod und Teufel“ über den „Schwarm“ zu „Limit“. Nun also „Die Tyrannei des Schmetterlings“, Schätzings neuer, wieder sehr umfangreicher Roman, für den er sich in das Gebiet der künstlichen Intelligenz begibt.

Protagonist des neuen Romans ist Luther Opoku, Sheriff eines kleinen Countys in den USA, zweihundert Meilen vom Silicon Valley entfernt. Er wird zu einem Mord hinzugerufen, eine Mitarbeiterin der Nordvisc Inc., eines großen Internetunternehmens, wird tot aufgefunden. Er beginnt zu ermitteln. Diese Ermittlungen führen ihn zu einer geheimen Forschungsstation des Unternehmens, das jahrelang genau unter seiner Nase verborgen in den Wäldern seines Countys lag. Hier beginnt die nun die Wirklichkeit aufzubrechen…

Er wird freundlich aufgenommen bei Nordvisk, man beantwortet seine Fragen, ist besorgt um die Mitarbeiterin. Aber etwas scheint nicht so wie es sein sollte, und Luther kehrt zurück, nachdem er brisantes Material findet. Nun ist man nicht mehr so freundlich und hilfsbereit, er wird zum Gejagten. Als er über eine geheimnisvolle Brücke läuft, findet er sich in seinem Ort wieder. Same same but different. Etwas ist anders.

Er muss feststellen, dass er in einem Paralleluniversum gelandet ist, aber auch hier ein Gejagter ist. Er wehrt sich, findet Verbündete und Teilchen um Teilchen deckt er eine undenkbare Realität auf, die ihn in Dimensionen führt, die er sich vorher nicht einmal hat vorstellen können…

Frank Schätzing hat in seinem neuen Roman das Thema der Künstlichen Intelligenz aufgegriffen, und tut das gewohnt umfangreich, wobei er Virtual Reality, Paralleluniversen, Datamining, und was nicht noch alles in seine Story mit einbezieht. Das ist eine ganze Menge, da vieles Zukunftsmusik ist und manches Theorie, und mit dem Darstellen und Erklären könnte der Eine oder die Andere, wie ich auch, manchmal einige Probleme bekommen.

Dazu bedient sich Schätzing wieder einer sehr ausufernden Sprache, er nimmt sich viel Zeit, seinen Plot zu entwickeln, schafft es jedoch auch, ihn manchmal filmisch wirken zu lassen – also, sich die Szene entwickeln zu lassen und dann, wie in einem Actionfilm, die Handlung in den Zeitraffer zu werfen. Diese Teile lesen sich auch ratzfatz weg. Die anderen muss man mögen, das langsame Ausbreiten des Panoramas, die umfangreichen Erklärungen der handelnden Personen, die daraufhin manchmal nicht soo überraschenden Entwicklungen.

Ich bin ein wenig zwiegespalten. Ich mochte vor allem den „Schwarm“ sehr gerne, hat er mir doch damals eine Gedankenwelt eröffnet, die mir nicht präsent war, mich aber seitdem begleitet. Auch seine Landung auf dem Mond in „Limit“ habe ich gerne gelesen, obwohl ich mich auch hier an so einiges Langwierige erinnere. Hier nun war ich des Öfteren kurz davor, das Buch beiseite zu legen, da die Story nicht vorankam. Die ausschweifenden Beschreibungen sind meines auch nicht, ich hätte gerne etwas mehr Tempo gehabt.

Die Story jedoch hat mich interessiert, genug, um am Ball zu bleiben. Ich wollte wissen, worauf er hinauswill, ich wollte herausfinden, was es mit allem auf sich hatte, ich wollte sehen, wie es den (verschiedenen) handelnden Personen ergeht. So muss ich am Ende sagen, dass ich dieses Buch einigermaßen zwiegespalten beiseite lege.

Frank Schätzing: Die Tyrannei des Schmetterlings. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. 2018. 734 Seiten.

Ich danke Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde in keiner Weise beeinflusst.

Stephen King – Der Anschlag

Stephen King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Bereits mit sieben Jahren fing er an, seine ersten Geschichten zu schreiben, seinen ersten Erfolg hatte er 1974 mit dem Roman Carrie. Insgesamt hat er bisher über 40 Romane, 100 Kurzgeschichten, Novellen und Drehbücher veröffentlicht, und zusätzlich noch Essays, Gedichte, Kolumnen und Sachbücher, vieles davon unter Pseudonym.  Der Anschlag erschien im Original im Jahr 2011.

Ich gebe es zu: bis auf Stephen King’s Das Leben und das Schreiben habe ich bisher nichts von ihm gelesen. Ich bin absolut kein Horror-Fan, weder in Buch-, noch in Film- oder Serienform. Konsequenterweise ist denn nun auch mein erster Roman von King kein Horror, sondern Fantasy. Der Anschlag (eindeutiger wäre wohl „Das Attentat“ gewesen), im Original unter dem Titel 11/22/63 erschienen, hat als Aufhänger das Attentat auf John F. Kennedy, das am 22. November 1963 verübt wurde.

anschlagJake Epping ist Lehrer, der auch eine Klasse für Erwachsene unterrichtet. Dort lässt er einen Aufsatz schreiben mit dem Titel „Der Tag, der mein Leben veränderte“. Der Hausmeister Harry, einer seiner Schüler, schreibt seine Geschichte auf, wie er als Kind fast von seinem Vater ermordet wurde, und dies tut er so eindringlich, dass er eine Eins bekommt und Jake die Geschichte nicht mehr loslässt. Als Harry seinen Abschluss besteht, nimmt Jake ihn mit in ein Diner, das seinem Freund Al gehört und unglaublich gute und unglaublich billige Burger anbietet.

Zwei Jahre später bekommt Jake einen Anruf von Al, der ihn bittet, schnellstens im Diner vorbeizukommen. Als er Al sieht, ist dieser ein alter, kranker Mann, der nicht mehr lange Zeit hat. Und Jake hat nicht viel Zeit, sich zu wundern, denn Al erzählt ihm etwas Unglaubliches: wenn er durch seine Vorratskammer geht, gelangt er direkt ins Jahr 1958, und wenn er zurückkehrt, sind nur zwei Minuten vergangen. Und er hat einen Plan, den er aber aufgrund seiner Krankheit nicht mehr ausführen kann, denn jede Rückkehr rebootet die vorherigen Ereignisse. Nun hat er Jake dazu auserkoren, seine Mission zu erfüllen: Jake soll ins Jahr 1958 zurückgehen und sich an Lee Harvey Oswalds Fersen heften, damit dieser Kennedy nicht erschießt. Al denkt, wenn Kennedy nicht erschossen wird, wird der Korea-Krieg nicht stattfinden und somit eine Menge Leid der Welt erspart bleiben.

Jake wehrt sich, geht aber probeweise einmal hinüber. Er ist fasziniert, hält die Mission aber für nicht durchführbar und Al für verrückt. Doch da Jake nun gezeigt hat, wie es funktioniert, bringt Al sich um und Jake bleibt mit seinem Wissen allein zurück. Er fasst einen anderen Plan, nämlich, Harrys Vater daran zu hindern, seine Familie umzubringen und den kleinen Harry zum Krüppel zu machen.

Er geht also zurück und beginnt dort quasi ein „neues Leben“. Doch es gibt einen großen Haken:  die Vergangenheit will nicht geändert werden, und so wehrt sie sich gegen die Eingriffe. Doch Jake schafft es. Als er wieder ins Jetzt zurückkehrt, hat sich das Leben von Harrys Familie geändert, doch nicht unbedingt zum Guten. So geht Jake wieder zurück, rebootet die Ereignisse und nimmt sich dieses Mal zum Vorsatz, Als Originalplan durchzuführen. Doch es sind fünf Jahre bis 1963, und in dieser Zeit baut sich Jake ein Leben auf, findet Freunde und lernt sogar eine Frau kennen. Dennoch verfolgt er auch Oswald, wovon er natürlich niemandem etwas erzählen kann.

Auch wenn fünf Jahre eine lange Zeit sind, rückt der Tag unerbittlich näher, und ein Attentat zu verhindern, das die Weltgeschichte verändert hat, ist eine ganz andere Sache als die Geschichte einer einzelnen Familie zu ändern, und dementsprechend wehrt die Vergangenheit sich ganz gewaltig…

Wird Jake es schaffen? Und was ist, wenn er es schafft? Was passiert mit seinen Freunden, seiner Freundin, der Welt? Dies alles breitet King genüsslich auf über 1000 Seiten aus. Sprachlich mag Stephen King nicht auf der oberen Bandbreite mitspielen, aber er versteht es absolut, spannend zu erzählen. Und so habe ich, als die Geschichte ins Rollen kam, nichts anderes getan als zu lesen, zu verschlingen, rastlos eine Seite nach der anderen umzublättern, denn diese Geschichte ist das Spannendste, was ich seit langer Zeit gelesen habe.

Und sollte es noch andere Menschen geben wie mich, die nichts mit Horror anfangen können, sich aber gerne auf ein Gedankenexperiment einlassen, so kann ich dieses Buch besten Gewissens empfehlen. Vielleicht nicht unbedingt als Urlaubslektüre, denn dann hat man nichts von seinen Ferien, die 1000 Seiten brauchen Zeit.

Stephen King: Der Anschlag. Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner. Heyne, 2001. Original unter dem Namen 11/22/63 bei Scribner. 1056 Seiten.

Buch #25: Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

In der letzten Woche hatte ich nur im Bus Zeit zu lesen. Dort herrscht ja immer ein gewisser Geräuschpegel, Leute unterhalten sich miteinander, Jugendliche lassen uns an ihrer „Musik“ aus den Handys teilhaben, wieder andere brüllen in ihr Handy… und ja, auch ich habe mein Scherflein beigetragen: Ich bin mehrmals in lautes Lachen ausgebrochen. Erstaunlicherweise hat das mir die irritierten Blicke eingebracht, aber von einem Leser erwartet man wohl eher, dass er still ist.

Per Anhalter durch die Galaxis ist also ein sehr amüsantes Buch. Ich lese eigentlich keine Science-Fiction, obwohl ich sie im Fernsehen sehr mag – zum Beispiel ist meine absolute Lieblingsserie Doctor Who (falls es sich jemand anschauen mag: bitte unbedingt im Original gucken!).

Wir befinden uns zunächst auf der Erde und begegnen Arthur Dent, ein durchschnittlicher Erdenbewohner, dessen Haus abgerissen werden soll, um Platz für eine Umgehungsstraße zu machen. Als er sich in den Matsch vor sein Haus wirft, um die Bulldozer davon abzuhalten, wird er von Prefect Ford abgeholt, der ihm sagt, dass es nichts ausmache und er lieber ein Bier mit ihm trinken solle.

Es macht nichts aus, da ein paar Minuten später mehrere Raumschiffe über der Erde erscheinen, um diese zu sprengen, da eine galaktische Umgehungsstraße gebaut werden soll. Ford Prefect entpuppt sich als Außerirdischer, ein Anhalter, der mehrere Jahre auf der Erde gestrandet war. Er entkommt auf eines der Schiffe und nimmt Arthur mit sich.

Als die Vogonen – die außerirdischen „Erdenzerstörer“ – die Anhalter an Bord bemerken, werfen sie sie raus in den Weltraum. In letzter Sekunde werden Arthur und Ford auch hier gerettet. Zaphod Beeblebrox, ein alter Freund Ford’s, hat das nagelneue Raumschiff „Herz aus Gold“ entführt, das die beiden aufliest. Nun werden Zaphod, Ford, Arthur, Zaphods Co-Pilotin Trillian und der Roboter Marvin zu einem lange verschollenen Planeten gebracht, Magrathea. Und auch hier gibt es einige Abenteuer zu erleben.


Per Anhalter durch die Galaxis ist eigentlich ein Reiseführer, der Material über galaktische Völker, Planeten, Sterne, Bräuche und dergleichen mehr sammelt. Ford Prefect war auf der Erde, um den Artikel, der die Erde beschreibt, zu ergänzen. Aus dem Eintrag „harmlos“ wird nun „größtenteils harmlos“. Nicht alle Einträge sind so kurz gehalten.

Auch wenn man über Raumschiffe, andere Wesen, die Galaxis, also eher Unbekanntes, liest, ist die Lektüre sehr leicht. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich es so runtergelesen. Das Buch ist amüsant und kurzweilig, es gibt einige tolle Figuren und die Handlung nimmt immer wieder neue Richtungen an. Am besten gefallen hat mir der depressive Roboter Marvin. Man kann auch einige Anleihen entdecken, die von späteren Filmen, Serien, Büchern gemacht wurden (das Buch stammt aus dem Jahr 1979).

Trotzdem muss ich sagen, dass man dieses Buch nicht unbedingt gelesen haben muss. Ich empfehle es als leichte Lektüre für zwischendurch, die einem durchaus das ein oder andere prustende Lachen beschert. Es ist der erste Teil einer Reihe, deshalb ist das Ende etwas abrupt. Die große Frage nach allem Sein wird auch beantwortet, aber diese passt nicht zur Frage. Also wird seit nunmehr Millionen von Jahren nach der passenden Frage gesucht. Vielleicht kann mir ja einer der Leser sagen, ob diese im Verlauf der Serie gefunden wird!

Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis. Aus dem Englischen von Benjamin Schwarz. Wilhelm Heyne Verlag Gmbh & Co. KG, München 2003.