Die Beat Generation und die Cut-Up-Technik

Wir befinden uns im piefigen Amerika nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Vorgärten sind adrett, die Hausfrau empfängt den Gatten in gestärkter Schürze mit einem selbstgemachten Abendessen, die Herren treffen sich auf einen Cognac und eine Zigarre, Homosexualität existiert nicht, die Kinder gehen den Weg, den ihre Eltern für sie vorbestimmt haben… nun ja, oder so ähnlich. Allein beim Gedanken daran schnürt es mir die Kehle zu. Und offensichtlich nicht nur mir.

Denn in dieser Zeit entstand eine neue Generation Schriftsteller, die rebellierten (ja, wer liebt denn Rebellen nicht?!). Diese Generation nannte sich die Beat Generation, wobei to beat hier soviel bedeutet wie besiegt, müde, heruntergekommen. Sie nannten sich selbst so, um sich als Erben der „lost generation“, der Zwischenweltkriegsgeneration, zu denen zum Beispiel Francis Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway gehörten, zu etablieren.

Diese Gruppe junger Herren (und einiger nicht so bekannter Damen – Amerika, 50er Jahre) lebte unkonventionell. Sie waren spontan, taten das, was ihnen in den Sinn kam, experimentierten mit Drogen und Beziehungsmodellen und lebten teilweise auch offen homosexuell.  Ihr Mittelpunkt war in New York.

Die bekanntesten Schriftsteller sind Jack Kerouac mit seinem Roman „Unterwegs“ (On the road), William S. Burroughs mit „Naked Lunch“ und Allen Ginsberg mit dem langen Gedicht „Howl“.  Die beiden letzten Werke waren Inhalt mehrerer Gerichtsprozesse wegen angeblicher Obszönität; als sie freigesprochen wurden, hatte das zur Folge, dass Publikationen im prüden Amerika einfacher wurden. (Naked Lunch sollte drei Jahre auf die Veröffentlichung warten).

Einflüsse waren der Kalte Krieg, der letzte Krieg mit seinen verheerenden Folgen (Atombomben), aber auch der Jazz, der zu neuen Schreibrhythmen führte. Neal Cassady, Kerouacs Held aus „On the road“, war Vorbild für Viele, sein Unterwegssein als Lebenserfahrung. Auch wurden Tabus gebrochen, zum Beispiel wurde freie Liebe praktiziert.

William S. Burroughs führte auch eine neue Technik weiter, die Cut-up-Technik. „Cut“ steht hier für Schnipsel oder Notizzettel. Hier wurden Manuskriptseiten in kleine Teile geschnitten und beliebig neu angeordnet. So kann man an jeder Stelle des Buches in den Text einsteigen, und jeder Leser interpretiert ihn anders. Dies ist sehr irritierend, entwickelt aber nach einiger Zeit eine gewisse Sogwirkung.

Nachdem ich angefangen hatte, „Naked Lunch“ zu lesen, war ich zuerst einmal sehr irritiert, weswegen ich mich näher informiert habe. Und obwohl es ein unglaublich ekelhaftes Buch ist, das aber auch in heutigen Zeiten, in denen wir mit Pornographie und Bluttaten im Fernsehen überschwemmt werden, nichts an Aktualität verloren hat, obwohl es irritiert, liest man weiter. Und ja, auch wenn einem schlecht dabei wird, weglegen kann man es doch nicht endgültig (manchmal schon, zwischendurch muss man es). Darauf werde ich aber in der Besprechung näher eingehen.

(Ich habe mich hier haupsächlich auf Wikipedia gestützt, und auf meine Lektüre von „Naked Lunch“.)

Hier findet Ihr die Rezension zu Naked Lunch.

Zu Jack Kerouacs On the Road geht es hier lang.