Textschnipsel zum Montag – 31.7.2017

„Und sie [die Form] zeigt eine Wahrheit über den Schnittpunkt von ästhetischen Formen und menschlichem Geist auf: Denn sogar wenn wir plötzlich heimatlos wären, in einem fremden Land, nichts mehr hätten, was uns gehört – weil wir alles verloren haben-, fänden wir Heimat noch in der ästhetischen Form, in der Vertrautheit, der unveränderlichen Sicherheit, die ein Rhythmus, den wir kennen, eine Linie, die wir schon mal gesehen haben, die Form einer Geschichte, die uns geläufig ist, die eine Melodie oder Zeile, eine Wendung oder ein Satz uns jedes Mal wieder vermitteln, sogar wenn sie uns längst entfallen waren. I placed a jar in Tennessee. Sobald wir von dem Krug in Tennessee wissen, wissen wir nie mehr nicht davon. Rough winds do shake the darling buds of May (Des Maies Lieblinge jagt Sturmwind von den Zweigen). Das wir er immer. Der Rhythmus selbst ist in gewisser Weise eine Form und wird, ob in der Poesie oder in der Prosa, für uns zur Wohnstatt. (S.85)

Bild: pixabay.com

Ali Smith: Wem erzähle ich das? Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Luchterhand Literaturverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München, 2017. OA: Artful. Hamish Hamilton, Penguin Random House UK, London. 2012. 223 Seiten.

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